Nada Yoga äußre und innere

Zusammengestellt und redigiert von Swami Janakananda. Basierend auf Texten ua von Sankaracharya, Swami Sivananda, Kabir und Goraknath, vor allem aber auf Swami Satyanandas Unterricht und Swami Janakanandas eigener Erfahrung. Überarbeitet 2009 und 2016.


Nada Yoga handelt von Klängen. Es ist das Wissen von der Beschaffenheit und der Wirkungskraft der Klänge. Es gibt grobe und feine Klänge. Die allerfeinsten hören wir im Geiste; diese nennen wir im Yoga die inneren Klänge.

1969 besuchte ich zusammen mit Swami Satyananda einen Ashram in Bhagalpur in Bihar in Indien. Hier hatte sich ein Yogi niedergelassen und auf Nada Yoga spezialisiert. Ich erinnere mich daran, dass es in diesem Ashram große Gemälde von meditierenden Figuren gab, mit Regenbogen-Aura um sie herum gemalt. Die verschiedenen Farben illustrierten verschiedene Bewusstseinsstufen und deren entsprechende innere Nada (Klänge).

Der Grund dafür, dass dieser Yogi, der übrigens denselben Lehrer hatte, wie der Gründer von TM, Maharishi Mahesh Yogi, ausgerechnet hier einen Ashram eingerichtet hatte, war, dass das Gelände, welches etwas außerhalb der Stadt lag, früher dem Militär gehört hatte. Die Soldaten hatten tiefe unterirdische Gänge und Tunnel gegraben, welche sich bis in die Stadt hin erstreckten. In Verbindung mit diesen Gängen, tief unter der Erde, gab es Höhlen oder Aufenthaltsräume, und an diesen war der Yogi interessiert. Hier konnte man sitzen und meditieren, ohne einen Laut vom lärmenden Indien zu hören. Dafür konnte man sich auf die inneren Klänge konzentrieren.

Dort unten, in der völligen Stille erlebte ich, wie diese Klänge besonders klar hervortraten. Ideale Verhältnisse sind schwer zu finden. Wir können es aber mit bestimmten Übungen und Stellungen ausgleichen. Wir werden sie in dieser Artikel anschneiden.

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Das äußere Nada Yoga unter Einfluss der Musik

Als ich die CD Erlebe Yoga Nidra schuf, bat ich den Musiker und Komponisten Roop Verma, die Hintergrundmusik für die lange Tiefenentspannung auf dieser CD zu gestalten. Ich wusste, dass er durch sein Wissen über die alte indische Musik die Wirkung der äußeren Klänge auf den Menschen kannte. Ein Wissen über Töne und die Zusammensetzung von Tönen, das ansonsten im Begriff war, in Vergessenheit zu geraten. Er hat dies teils bei seinem ersten Lehrer Swami Shyam und teils durch Studien von alten Schriften über Nada Yoga in der indischen Musik gelernt.

Mit seinem Beitrag zu Erlebe Yoga Nidra, nahm er als erster in unserer Generation Themen und Harmonien auf, die mit unseren verschiedenen Chakra oder psychischen Zentren übereinstimmen und diese berühren.

In diesen Artikel wollen wir uns mit den inneren Klängen beschäftigen, die in den tieferen Stufen der Nada Yoga Meditation verwendet werden. Wir wollen Roop Verma aber doch ein wenig von der Entwicklung und Spaltung der indischen Musik erzählen lassen, und davon, wie sie ihre ursprüngliche Einheit und Kraft verlor.

Einem Jahr, in dem Roop Verma kam, um auf unserem Drei-Monats Sadhana Retreat zu spielen, fragte ich ihn, ob indische Musik nicht auf verschiedene Arten aufgeführt werde. Ich hatte mich darüber gewundert, dass mir bestimmte, heutzutage in Indien bekannte Musiker sehr wenig meditativ vorkamen. Ich meine zu erleben, dass ein großer Unterschied besteht zwischen denjenigen, die ihre Musik vorführen oder mit ihrer Musik auftreten und solchen Leuten wie dem Flötenspieler Pannalal Ghosh und dem Sänger Kumar Gandhava, die in ihrer Musik einen solchen Grad an Hingabe ausstrahlen, dass sie den Zuhörer in einen tieferen Zustand versetzen. Roop gab mir die Antwort in einer Einführung in die Musik, die er für uns spielen wollte:

Bis vor etwa tausend Jahren kannte die indische Tradition keine ,Konzerte; Musik, Tanz oder Gesang wurden nicht als eine Vorstellung aufgeführt.

Die Musik war den Tempeln vorbehalten, wo sie in Verbindung mit Zeremonien und Ritualen verwendet wurde. Es war keine Unterhaltungsmusik, sondern es waren, wie ich es ausdrücken würde, kraftvolle Klangformeln. Es ist wie mit verschiedenen Elementen, Du mischst sie und erreichst eine bestimmte Wirkung. Diese Klangformeln wurden in der Vorzeit benutzt, um Ruhe und Frieden in geschäftige Köpfe und müde Körper zu bringen. Sie sollten den Zuhörer verändern und transformieren.

Auf der einen Seite hatte dies eine therapeutische Wirkung: Beschwerden zu lindern und Krankheiten zu heilen. Auf der anderen Seite hatte es den Zweck, die Aufmerksamkeit derjenigen, die in die Tempel kamen, zu sammeln und einen Zustand von Vertiefung und Konzentration zu schaffen. Wenn wir in uns selbst ruhen und uns sammeln in dem, was wir tun, bekommt unser Leben einen anderen Sinn. Wenn unser Geist andererseits zersplittert ist, dann wirkt sich das aus auf die Weise, wie wir erleben. Man benutzte also die Musik, um diese Konzentration zu erreichen.

Ab dem Beginn des elften Jahrhunderts sehen wir eine Wende in der Geschichte Indiens. Viele Fremde drangen ins Land ein und besetzten es. Sie machten es zu einem Teil ihres Reiches. Die Perser, die Mogulen um nur einige zu nennen. Sie waren so von Musik und Kunst angetan, dass sie die Musiker an ihre Höfe einluden, um ihnen Huldigung zu erweisen und sie zu ehren.

Deshalb geschah hier zur dieser Zeit etwas sehr Wichtiges. Die Musiker und die Musik, die bislang in den Tempeln gespielt worden war, wurden zugänglich gemacht für jeden, vom König bis zu den gewöhnlichen Leuten. Menschen, die ansonsten nicht in die Tempel kamen, konnten jetzt die Musik genießen.

Dies hatte jedoch einen Nachteil. Bislang hatte der Musiker sich nicht hervorheben müssen. Im Tempel bist Du Teil einer Zeremonie. Es gibt dort einen Gott, und Du brauchst überhaupt nichts zu beweisen, denn Gott weiß vermutlich alles – er kennt jede Musik, alle Variationen und Rhythmen.

Der König aber kennt sie nicht, und so musst Du den König überzeugen. Hier kam das Ego mit ins Spiel. Mit der Entwicklung der Kunst wuchsen die Egos. Sie wurden sehr intellektuell. Viel Musik kam jetzt von der linken Gehirnhälfte, und die Musik erhielt eine andere Form.

Denn wenn die inneren Gefühle sich verändern, so tut es die Kunst genauso. Der Ausdruck ändert sich.

Seitdem gibt es in der Musik zwei Richtungen. Die eine wurde zur Unterhaltungsrichtung, oder was ich als Deshi bezeichne. Das wird in den Schriften beschrieben. Die andere wird Margi genannt, (Marga bedeutet ein Weg) wenn wir die Musik benutzen, um uns selbst zu entwickeln.

Ich hatte die Ehre, in beiden Schulen zu studieren ...‟

Man kann sagen, dass die indische Musik heute, außer der Folklore, Musik zur Hingabe, Gesänge die Kirtan und Bhajan genannt werden, umfasst; weiterhin esoterische Musik, die mit Nada Yoga verbunden ist und das vorher beschriebene Wissen über die Wirkung des Klanges beherrscht; und schließlich gewöhnliche Konzertmusik. Diese drei können sich sehr wohl überschneiden, und es besteht kein Zweifel, dass die Musik an sich auf uns Menschen wirkt, und deshalb wird sie oftmals mit in die Definition von dem äußere Nada Yoga einbezogen.

So wie auch die indischen Musiker, zumindest früher, Yoga und bestimmte Atemübungen lernen mussten, um ihren musikalischen Sinn zu stärken und zu entwickeln. Hier stellen wir eine solche Übung vor:  Bhramari – Die Hummel.

Die Ragas und Nada Yoga

In verschiedenen Bewusstseinszuständen wird der Geist von verschiedenen Schwingungen des Nada angezogen. In der Musik sind diese Formen von Nada als Ragas bekannt, Töne oder Kombinationen von Tönen. Bestimmte Zusammensetzungen von Klängen (Nada) scheinen zu einem Zeitpunkt des Tages unangenehm zu sein, zu anderen Zeitpunkten hingegen angenehm.

Swami Satyananda hält besonders viel von der indischen Mitternachtsmusik, den Malkos, Durga- oder Jogia-Ragas. Der Abend Raga, so wie Bhimpalasi, wird auch von vielen geschätzt. Die Morgenmusik Indiens (Bhairavi oder Bhairava Raga) spricht manche, aber nicht alle an. In der Regel bevorzugen Mädchen und Jungen im empfindsamen Alter Bhairavi. Dieses zeigt, dass der Geist zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich auf gewisse Klangwellen reagiert.

„Der Hirsch wird von sanften Klängen gefangen.

Die Kobra wird verzaubert von schöner Musik.

Raga Punnagavarrali zieht die Kobra an.

Nada fängt den Geist.

Der Geist erreicht Laya durch süßen Nada.

Deshalb kannst Du den Geist leicht kontrollieren

Durch das Üben von Nada Yoga.‟

(Swami Sivananda)

Musik kann eine angenehme, interessante und inspirierende spirituelle Praxis an sich sein – aber sie kann auch ein Teil vom Nada Yoga an sich sein. Durch Musik kann der Geist auf die feinsten Schwingungen eingestellt und so auf den transzendenten Klang des Nada vorbereitet werden.

Nada befindet sich in Deinem Inneren. Es ist eine Musik ohne Saiten, die in Deinem Körper spielt. Sie durchdringt das Innere und Äußere und führt Dich fort von Illusion.‟ (Kabir)

Das innere Nada Yoga löst die Hemmungen des Geistes auf

Derjenige, der Vollkommenheit im Yoga erreichen will, muss intensiv auf Nada allein horchen (meditieren), nachdem er alle Gedanken losgelassen hat, und mit ruhigem Geist.‟ (Shankaracharya, Yoga-Taravali)

Dieser Artikel beruht hauptsächlich auf den Dingen, die ich während meiner Zeit bei Swami Satyananda in Indien lernte, auf seinem Unterricht und seinen Vorträgen, sowie auf Vorträgen und Erläuterungen, die er bei seiner Besuche in der Skandinavischen Yoga und Meditationsschule in Kopenhagen gab.

1974 nahm ich an einer Konferenz in Ellested in Dänemark teil, wo Lehrer, Psychologen, Schriftsteller u.a.m. sowie ich als Repräsentant des Yoga vom Bildungsministerium eingeladen wurden, um Erfahrungen auszutauschen über den Begriff Psychosomatik (das Verhältnis zwischen Körper und Geist). Hier ergab es sich, dass ich einem jungen Forscher davon erzählte, dass es im Yoga Methoden gibt, bei denen man nicht notwendigerweise leiden’ muss, um sich von alten Einflüssen und Spannungen frei zu machen, Methoden bei denen man sich nicht immer mit seinen Traumata konfrontieren muss, sondern sie mit anderen Mitteln auflösen kann. Ich dachte dabei an Laya Yoga, und insbesondere an die Disziplin innerhalb vom Laya Yoga, die Nada Yoga genannt wird, bei der man sich auf die inneren Klänge konzentriert.

Trotz des unmittelbaren Interesses des Wissenschaftlers muss dies in seinen Ohren ziemlich schockierend geklungen haben, da wir ja, trotz der erklärten Unabhängigkeit der Forschung von der Religion, auch hier die grundlegende Vorstellung finden, dass „es weh tun muss, bevor es hilft‟.

Laya Yoga

Musik helfen uns zu entspannen und Stimmungen zu schaffen, aber Nada Yoga geht tiefer und präziser auf unsere Zustände ein – und der eigentliche Nada Yoga, die Meditation auf die inneren Klänge, wirkt stark befreiend und löst die allertiefsten Blockierungen und Hemmungen des Geistes. Deshalb ist Nada Yoga Teil eines Zweiges, der Laya Yoga genannt wird (Laya = Auflösen).

Die großen Meister des Hatha Yoga im Altertum, wie Gherand Rishi (Verfasser des Gheranda Samhita) meinten, dass Hatha Yoga auch ein Teil von Laya Yoga sein könne. Atemübungen z.B. können dazu benutzt werden, einen völlig spannungsfreien mentalen Zustand zu erreichen. Nada Yoga ist auch eine wichtige Methode im Tantra.

Jede Meditationspraxis oder -technik, welche die Hemmungen des Geistes auflöst und seine Aktivität zum Stillstand bringt, wird Laya Yoga genannt. Unter dem Begriff Laya Yoga sind viele verschiedene Methoden zu finden, und eine davon ist Nada Yoga. Selbst während der Antar Mauna (Innere Stille) Meditation ist man in der Lage, das Bewusstsein zu einem Zustand vollständigen Ruhens zu führen.

Nada Yoga ist ein wichtiges Methode in Tantra, und der innere Nada Yoga ist ständig Teil des Unterrichts der Retreats an der Skandinavischen Yoga und Meditationsschule.

Nada Yoga – eine Definition

Das Wort Nada stammt von der Sanskritwurzel Nad. Nad bedeutet strömen. Die etymologische Bedeutung von Nada ist ein Prozess oder ein Strom von Bewusstsein. Gewöhnlich bedeutet das Wort Nada Klang.

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Verschiedene Nadastadien

Im Tantra geht man davon aus, dass Klang in vier Dimensionen vorkommt – vier Stadien von Klang in Bezug auf Frequenz, Feinheit und Stärke:

1. der grobe (gewöhnlich hörbare, materielle) Klang

2. der mentale Klang

3. der visualisierte Klang

4. der transzendente Klang.

Andere tantrische Meditationen

Dies können wir mit anderen tantrischen Meditationen vergleichen, wo wir mit den Sinnen beginnen, um den Geist zufrieden zu stellen, und Sicherheit schaffen, um tiefer zu gehen. (Siehe auch Harmonie zwischen dem Erlebenden und dem Erlebten).

Vom Körper gehen wir zum Atem, der erlebt wird, ohne dass wir eingreifen. Auf diese Weise wird ein deutlich entspannter Zustand ausgelöst.

Mit einem Mantra, einer Klangsilbe, die wir mental wiederholen, transzendieren wir den Geist und erreichen die inneren Klänge und Symbole, Bilder, die wir vor dem inneren Blick sehen, und die, je nach ihrer Natur, bestimmte Bewusstseinsstufen repräsentieren.

Durch das Symbol setzen wir uns über gewöhnlich unbewusste Zustände hinweg und kommen näher an den Kern unseres Wesens und den Zustand von reinem Sein.

Gewöhnliche Laute sind die gröbste Manifestation von Klang. Wir sind auf den groben Klang aufmerksam, und wir hören ihn jeden Tag. Es sind die Schwingungen, die aus der Umgebung auf unser Trommelfell treffen.

Von dort aus gehen wir weiter zu anderen und feineren Klängen.

Nachdem wir die groben und durch die Sinne greifbaren Klänge verlassen haben, können wir uns der mentalen bewusst werden. Dies sind Klänge, die wir im Geist hören. Deren Frequenz und Stärke ist abhängig von dem Zustand, in dem wir uns im Körper wie im Geist befinden. In einem entspannten Zustand sind sie leicht zu erfassen. Aber die Klänge werden auch deutlicher, wenn wir ermattet oder erregt sind, oder nach starker physischer Anstrengung, wie nach einer Joggingtour oder intensivem und langem Tanzen.

Wenn wir uns weiter vertiefen, erreichen wir den visuellen oder den astralen Klang, den Klang, den es im inneren Raum gibt und der in visuellen Formen auftritt. Bestimmte Formen entsprechen bestimmten Klängen und bestimmten Zuständen. Klänge und Formen, die wir z.B. in unseren Träumen erleben, gehören auf diese Stufe, ebenso wie Klänge, die mit bestimmten Meditationssymbolen verbunden sind (s. a. Klang und Form )

Hinter den visuellen Klängen befindet sich der transzendente oder überbewusste Klang. Der transzendente Klang und das transzendente Bewusstsein sind dasselbe. Im Nada Yoga wird das allumfassende Bewusstsein in Form von Klang aufgefasst.

Das greifbare oder grobe Universum, das wir durch unsere Sinne erleben, der Geist und unser normales Erleben vom Menschen, können auf diese Weise auf ihre Quelle zurückgeführt werden, den Klang, Nada.

Für den Nada Yogi kommt es darauf an, in Kontakt zu kommen mit den Klängen, die es in den anderen Dimensionen, der mentalen und der psychischen, gibt. Dadurch werden die Fähigkeiten des Geistes erweitert.

Lass uns die vier Stufen im einzelnen betrachten. Auf Sanskrit heißen sie: Para, Pashyanti, Madhyama und Vaikhari. Wir beginnen mit der höchsten:

Para Nada

Der transzendente Klang, der die höchste Frequenz hat, wird Para Nadi genannt. Para bedeutet am höchsten oder fernsten, in diesem Zusammenhang transzendent, und Para Nada der transzendente Klang – welcher außerhalb der Reichweite der Sinnesorgane liegt. Der Klang wird in anderen Dimensionen, auf anderen Bewusstseinsstufen gehört.

In der Musik hat jeder Ton eine bestimmte Anzahl Schwingungen pro Sekunde. Der Charakter der Töne kann in Länge, Stärke, Höhe und Klang (Obertonstruktur) variieren. Genaues Wissen hierüber kann man mit Hilfe eines Frequenzanalysators bekommen, der einen Ton aufteilen und die Anzahl seiner Schwingungen pro Sekunde und seine Obertonstruktur zeigen kann.

In der indischen Musik werden die Schwingungen Andolana genannt.

Wir kennen Hochfrequenztöne auch aus dem täglichen Leben, z.B. die Hundeflöte und die Laute, die Fledermäuse ausstoßen, oder Töne, die sich auf elektronische Weise hervorbringen lassen.

Das Ohr kann Klänge, die über eine bestimmte Frequenz hinausgehen, nicht erfassen. Wenn eine bestimmte Frequenz erreicht ist, wird der Klang unhörbar und kann nur subjektiv erfasst werden, d.h. als ein innerer Klang.

Wir sind uns nicht aller Schwingungen bewusst, die es im Kosmos gibt. Auch unter einer bestimmten Schwelle werden wir von den Fähigkeiten des Ohres begrenzt.

Jene Wellen, die der Elektroenzephalograph (EEG) registriert, indem er die bio-elektrischen Impulse unseres Gehirns misst, sind auf eine recht kleine Anzahl von Sinuswellen begrenzt, zwischen 1-60 Hz. Diese „Wellen" gehören eigentlich in den Bereich der Tonskala. Aber das menschliche Ohr kann keine Klänge unter ca. 16 Hz erfassen – selbst wenn die Struktur solcher Töne mit der restlichen Tonskala übereinstimmt.

Die Vibrationen der tiefsten Basstöne z.B. können aber direkt im Körper gespürt werden, obwohl sie nicht hörbar sind.

Durch Nada Yoga ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass Para oder der transzendentale Klang die allerhöchste Schwingungsfrequenz hat. Paras intensive Vibration macht ihn unhörbar. Verschiedene Texte sagen, dass der Para-Klang keine Schwingungen hat. Es ist ein Klang ohne Bewegung oder Frequenz, er ist still. Wir können keinen Ton ohne Schwingungen erfassen. Wenn ein Klang zu seiner maximalen Höhe kommt, dann erreicht er Stille und das ist Para Nada. Er ist völlig einzigartig in seiner Form. Aber es gibt einen Bewusstseinszustand, der mit dieser Stille übereinstimmt. Der Nada Yogi erreicht diesen Zustand, indem er mit Para Nada eins wird.

In den Upanishaden sagt man vom Mantra OM, es sei die Manifestation von Para. Das hörbare OM, dass wir aussprechen, ist jedoch nicht Para, denn es ist Gegenstand für unser Gehör, unser Verstehen und unsere Logik. Das hörbare OM kann daher nicht als transzendent bezeichnet werden. Para ist gleichzeitig still und unendlich. Er hat eine Form und seine Natur ist Jyoti (Licht). Er ist anders als die Klänge, die man gewöhnlich auffasst oder hört.

Die Upanishaden beschreiben den Para Klang deutlich: „Das ist OM, dieser Klang ist OM‟.

“Nada ist Klang.

OM ist Nada Brahman

Veda ist Nada Brahman.

Klang ist Schwingung.

Der Name ist untrennbar von der Form.

Die Form mag verschwinden,

aber der Name oder der Klang bleiben.

OM ist die erste Schwingung des Klangs.

Die Welt entstand aus Nada oder OM.

In Pralaya verschmelzen alle Klänge in OM.

Klang-Schwingungen sind grob und fein.

Die Qualität von Akasha (Äther) ist Klang.

Akasha ist unendlich.

So kannst du das Ohr mit dem unendlichen Klang erfüllen.“

(Swami Sivananda)

Pashyanti

Das zweite Stadium des Klanges hat weniger Schwingungen und ist gröber als Para, er wird Pashyanti genannt.

Pashyanti bedeutet auf Sanskrit „was man sehen oder sich vorstellen kann‟. Die alten Schriften behaupten, dass Klang auch gesehen werden kann. Wie sieht man einen Klang? Ja, hast Du schon einmal Musik im Traum gehört? Diese besondere Dimension von Klang, wie sie in den Träumen besteht, wird Pashyanti genannt. Er kann mentaler Klang genannt werden. Er ist weder bewusster noch halbbewusster Klang. Er ist unbewusst, und mit einer Eigenschaft Deines Geistes verbunden und nicht mit den Stimmbändern, der Zunge, dem Hals oder dem Mund. Er wird nicht mit dem physischen Ohr, sondern mit dem inneren Ohr gehört.

Wenn ich laut „Ram, Ram, Ram‟ sage, wird dies Vaikhari genannt, aber, wenn ich Augen und Mund schließe und nach innen gehe und im Geist den Klang „Ram, Ram, Ram‟ wiederhole, und gleichzeitig dessen Form und Farbe mit dem inneren Auge sehe, nennt man es Pashyanti. Wenn das Wort oder der Klang in einer Sphäre gehört wird, wo man sich nicht der äußeren Umgebung bewusst ist, sagt man Pashyanti dazu. Wenn jeglicher äußere Laut verschwunden ist und man einen völlig neuen Klang hört, der anders klingt als die gewöhnlichen, so ist dies eine besondere Art von Klängen oder Pashyanti Nada.

Madhyama

Ein Klang, der weniger Schwingungen hat als Para und Pashyanti, aber feiner ist als der Vaikhari Klang, wird Madhyama genannt.

Madhyama ist ein Klang, der nahezu nicht gehört werden kann. Normalerweise können z.B. zwei Objekte gegeneinander schlagen und einen Klang hervorrufen. Wenn z.B. ein klatschendes Geräusch hervorgebracht wird, nennt man dies einen groben Klang. Madhyama ist aber kein Klang von zwei Dingen, die physisch gegeneinanderstoßen. Madhyama bringt Vibrationen wie beim Flüstern; es ist ein Zwischenklang. Das Wort Madhyama bedeutet „dazwischen‟ oder „mitten". Der Zwischenlaut kann „flüstern‟ oder „wie der Klang vom Flüstern‟ genannt werden.

Vaikhari

Das vierte und gröbste Stadium von Nada wird als Vaikhari bezeichnet. Der Vaikhari-Klang ist hörbar und kann physisch hervorgebracht werden. Vaikhari ist der gesprochene Klang. Er kann hervorgerufen werden z.B. durch Reibung oder wenn man zwei Dinge gegeneinander schlägt. Seine Schwingungen sind auf einen gewissen Bereich begrenzt.

Para hat die Qualität der Seele. Madhyama hat die feinere Qualität der Sprechorgane und Vaikhari hat die grobe Qualität dieser physischen Organe.

Das Universum und Nada

Nach den Nada Yogis und den Schriften, die von Nada Yoga handeln, ist der ursprüngliche und der transzendente Klang der Same, aus welchem die ganze Schöpfung gewachsen ist.

Ein Nada Yogi erlebt das makrokosmische Universum wie eine Projektion von Klangvibrationen – dass sich die ganze Welt allein vom Klang aus entwickelt hat.

In der Bibel steht der Hinweis: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott‟. Dieses Wort wird auf Sanskrit Nada oder Shabda genannt.

Die Sufis in Indien nennen es Surat. Suratshabda Yoga ist ein anderer Name für die Nada Yoga-Praxis. Bestimmte moslemische Mystiker sagen gleichermaßen, dass die Welt sich aus Klang und Form entwickelt hat.

Die Ureinwohner Australiens, die Aboriginies, die wohl älteste Kultur der Welt, berichten, wie die „Vorväter" die Welt durch Gesang entstehen ließen.

Die Nada Yogis behaupten, dass die fünf Elemente, die fünf Handlungssinne, die fünf Erkenntnissinne, der vierfaltige Geist und die drei Gunas sich aus einem ewigen Klang entwickelt haben. Das bedeutet, dass das materielle Universum, das mentale, das psychische und das intellektuelle Universum alle aus Nada-Brahma entsprungen sind, dem Klang-all. So erlebt der Nada Yogi seine Wirklichkeit. Sie manifestiert sich in Form von Schwingungen, von denen die höchsten entweder überhaupt nicht vibrieren oder auf solch einem hohen Schwingungsniveau, dass sie außerhalb der Reichweite der menschlichen Sinne liegen.

Die Schwingung des ewigen oder ursprünglichen Nada ist die allerhöchste. Wenn ein Objekt mit einer enormen und undenkbaren Geschwindigkeit schwingt, dann wird es still. Das bedeutet, dass der höchste Punkt an Geschwindigkeit und Schwingung Stille ist, und dass Klang offenbar das kreative Prinzip hinter aller Materie ist.

Die Upanishaden (mit Hinblick auf Nada Yoga, besonders die Nada-Bindu-Upanishad und Hamsa-Upanishad) sowie die Veden beschreiben, dass am Anfang nichts war. Es gab absolut nichts, es gab Nicht-Sein im All – es gab nur Klang. Der Klang war unendlich, der Klang war die einzig existierende Wirklichkeit. Aus dem Klang entstand das Universum, und deshalb beruht die grundlegende Struktur des Universums auf Nada oder Klangvibrationen.

Musik ist ein Ergebnis von Nada.

Mantra in seiner reinsten Form ist eine Manifestation von Nada.

Die Bewegung der Energie (Prana) im Körper ist ein Ausdruck von Nada.

Nada Yoga-Meditation

Jede echte Meditationsform wird gewisse Wirkungen mit anderen gemein haben.

Manche Formen sind stärker, manche schwächer, manche legen Gewicht auf eine Sache, manche auf eine andere.

Die Methoden im Nada Yoga Sadhana bestehen darin, zum ursprünglichen, feinsten, innersten Klang vorzudringen, Shabda oder dem innersten Wort.

Man könnte Nada Yoga als eine Art vibrierenden Staubsauger bezeichnen, der Spannungen und Blockierungen selbst in den feinsten Bewusstseins-schichten auflöst und entfernt.

Um zu diesem überbewussten oder transzendenten und nicht-empirischen Klang vorzudringen, hat der Prozess mit dem Erleben der gröberen Klänge zu beginnen.

Nada Zentrum

In welchem Zentrum wird der transzendente Nada erlebt? Hier gibt es verschiedene Traditionen:

Die Bhaktis

Die Bhaktis (diejenigen, die sich durch Hingabe befreien) plazieren ihr Ishta, ihr persönliches Zentrum, in Anahata Chakra beim Herzen. Die Yogis benutzen das Zentrum der Intuition, Ajna Chakra mitten im Kopf. Die Vedantiker sammeln ihre Aufmerksamkeit im Hiranya Garbha, dem goldenen Ei in Sahashra Chakra zuoberst im Kopf.

Bindu

In der Nada Yoga-Tradition haben die Yogis herausgefunden, dass das Zentrum des Klanges Bindu ist. Bindu befindet sich oben auf dem Hinterkopf. Es ist das Zentrum im Gehirn, wo eine ständige Vibration stattfindet. Um den Nada-Klang erleben zu können, muss Bindu lokalisiert werden.

Bevor man sich theoretisch an diese Wissenschaft begibt, ist es besser, wenn derjenige, der sie untersuchen will, dies auf praktischem Wege tut und die mentale, astrale und psychische Natur des Nada Klanges lokalisiert oder entdeckt.

Verschiedene Techniken und Hilfsmittel innerhalb des Nada Yoga können angewendet werden, um ihm zu helfen, durch die verschiedenen psychischen oder nicht-physischen Klänge zu gehen, so dass das Bewusstsein letztlich in Harmonie mit dem wirklichen Nada gebracht werden kann.

Japa Yoga – Nada Yoga im Bhakti Yoga

Vaikhari

Wenn ein Bhakti Yogi auf der ersten Stufe ein Mantra benutzt, tut er sein Bestes, um das Bewusstsein bei dem Klang zu halten, der vom Mantra hervorgebracht wird. Das Mantra wird laut gesprochen.
Wenn der Bhakti Yogi sich mit dieser Praxis „aufgewärmt‟ hat oder wenn er eine tiefere und klarere Bewusstheit vom Klang des Mantras entwickelt hat, hört er auf, hörbare Klangvibrationen hervorzubringen, dann intensiviert der Bhakta sein Erlebnis vom Mantra, indem er es flüstert, oder besser gesagt, er formt das Mantra mit seinen Lippen, aber ohne einen hörbaren Klang hervorzubringen. Er strebt danach, mit dem geflüsterten Mantra eins zu werden.

Wenn dies gelungen ist, bewegt er nicht länger den Mund und beginnt, das Mantra mental zu erleben.

Manasika

Jetzt spricht oder singt der Bhakta das Mantra im Geist, oder im Raum des Herzes. Es ist so, als ob er nicht selbst das Mantra hervorbringt, sondern die mentalen und feinen Klänge hört, welche, selbst wenn sie unhörbar für die äußeren Ohren sind, in einem fein eingestellten Bewusstsein erfahren werden.

Ajapa Japa

Dann wird der Bhakti Yogi klar, dass er oder sie das Mantra nicht hervor bringt, aber dass er die mentale und feine Tönen hört. Es geschieht von selbst in seinem Geist.

Mantra-Nada-Yoga

Wenn das Mantra zu wirken beginnt, bringt es die Aufmerksamkeit dazu, alles Äußere los zulassen (Pratyahara) und nach innen zu den tieferen Bewusstseinsschichten zu gehen. Das Mantra verändert sich so zu Nada, einem ständigen Klang, der von selbst entsteht und auf der Bewusstseinsstufe, auf welcher der Schüler sich befindet, hörbar erscheint. Für andere jedoch wird es nicht spür- oder hörbar sein. Dies ist Mantra Nada Yoga für Bhakti Yogis.

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Malerei von Sohan Qadri

Praktische Einführung in Nada Yoga

Verhaltensregeln

Es gibt gewisse Verhaltensregeln, die man beachten muss, da eine intensive Nada Yoga Praxis ein eventuell störendes Auftreten von bestimmten Klängen hervorrufen kann. Es kann vorkommen, dass jemand es so erlebt, als ob es im Laufe des Tages in den Ohren summt. Es kann sein, dass er Glocken oder andere Klänge hört. Vielleicht wird er durch diese Klänge in seinen täglichen Aktivitäten gestört.

Dies kommt jedoch nur selten vor. Im Gegenteil, viele Menschen haben durch die Anwendung von Nada Yoga, zusammen mit der Atemübung Bhramari und der Entspannung Yoga Nidra Erleichterung von Tinnitus erfahren. Dennoch informieren wir über diese Vorsichtsmaßnahmen.

Durch die Ausübung von Nada Yoga werden die inneren Klänge schrittweise entwickelt, aber man muss sie nicht unbedingt zu anderen Zeiten des Tages hören. Lass uns annehmen, dass Nada Yoga in der Nacht praktiziert wurde, und man entdeckt verschiedene Klänge. Am nächsten Morgen befindet sich der Aspirant vielleicht im Büro oder im Klassenzimmer und beginnt den Klang von Glocken zu hören. Er möchte dies vermeiden, hört aber weiterhin diesen Klang. Es kann auch sein, dass es sich anfühlt, als ob Bienen in seinem Kopf summen.

Wenn diese Symptome auftreten, muss man schauen, was getan werden kann. Stimmt die Ernährung, oder muss sie umgestellt werden? Wenn man weitermachen will, aber von den Klängen irritiert oder gestört wird, dann muss man etwas tun, um seine Haltung zu ändern. Wenn dies nicht gelingt und man möchte, dass die Klänge aufhören, dann sollte man den Nada Yoga Weg aufgeben.

Ein Siddhi

Auf einer fortgeschrittenen Stufe kann der Nada Yogi im wachen Zustand eine Stimme hören. Es klingt für ihn, als ob jemand in sein Ohr flüstert. Es ist eine Art „Siddhi‟, eine Fähigkeit, den Klang einer unbekannten Stimme zu hören.

Dies sollte jedoch nicht verwechselt werden mit einer Gruppe von Menschen, die es in Indien gibt, welche Karnapischachee genannt werden, was so viel wie „Geist in den Ohren‟ bedeutet. Die Karnapischache werden oftmals von Leuten in schwierigen Situationen um Rat gefragt. Sie halten eine Art Glocke in der Hand und läuten hiermit eine Weile dicht vor den Ohren, bis sie eine Stimme hören. Sie werden als Orakel benutzt, und das, was sie in ihrem Ohr geflüstert hören, wird den fragenden Personen berichtet. Wer Yoga ausübt, sollte eine solche Methode nicht benutzen, um diese Fähigkeiten zu erlangen, denn sie führt oftmals zu Taubheit und hat nichts mit dem Ziel des Nada Yoga zu tun.

In unserer Zeit leiden viele Menschen unter Hörschäden, die vergleichbar sind mit denen der Karnapischachee. Dies gilt z.B. für Rockmusiker oder Leute, die in lärmender Umgebung arbeiten. Diese Schäden haben natürlich nichts mit Nada Yoga zu tun.

Genauso gibt es viele Menschen, die spontan hören, daß es z.B. in den Ohren klingelt. Einige dieser Geräusche sind sicher auf Hörschäden zurückzuführen, während andere mit den Klängen verwandt sein können, die man im Nada Yoga hört. Der Yogi kann für diese Phänomene ja kein Patent beanspruchen. Er hat sie lediglich entdeckt und weiß, wie man sie sinnvoll anwenden kann. Die Klänge aber existieren unabhängig davon.

Die Haltung macht oft ein Unterschied

Wenn ein Mensch wegen störender Klänge einen Arzt aufsucht und die positiven Seiten dieses Phänomens nicht kennt und wenn der Arzt ihm nicht helfen kann, dann kann es vielleicht sinnvoll sein, sein Verhältnis dazu zu ändern und Nada Yoga unter der Leitung eines kundigen Lehrers zu praktizieren.

Es kommt oft vor, dass Dinge, die wir loswerden wollen, nicht verschwinden, wenn wir dagegen ankämpfen. Dies gilt z.B. für Schmerzen. Wenn wir hingegen auf sie zugehen und uns erlauben, sie zu erleben, dann können wir frei davon werden. Diese Methode heißt Pratyahara und ist schon in Lesesaal, sowie ausführlicher in meinem Buch Yoga, Tantra und Meditation im Alltag beschrieben worden.

Diese Art der Anwendung von Pratyahara stimmt mit der Folgerung überein, zu der die Wissenschaft im Hinblick auf Umweltlärm gekommen ist. Wenn man Geräusche als störend erlebt und sich darüber ärgert, trägt man mehr Schaden davon, als wenn man sie zu einem gewissen Maß akzeptieren kann.

Im Hinblick auf Nada Yoga ist es wahrscheinlich, dass man das, was man einmal als störende Klänge betrachtete, zum eigenen Vorteil ausnutzen kann (s.a. Auf der Wellenlänge mit sich selbst ).

Teresa von Avila (Teresa de Jesus) fand in der europäischen Kultur, in der sie aufgewachsen war, keine Anleitung zu den inneren Klängen. Sie war sich daher nicht klar darüber, wie sie diese in ihrem spirituellen Leben ausnutzen könnte. Sie beschreibt in ihrem Buch „ Die innere Burg‟ so deutlich wie ein jeder Nada Yogi:

Es rauscht wie viele breite Flüsse mit Wasserfällen, kleinen Vögeln, Flöten und Klängen, die nicht von den Ohren kommen, sondern vom obersten Teil des Kopfes, dort wo man sagt, dass die Seele ihren besonderen Platz habe.‟

Die Kost eines Nada Yogi

Die Kost eines Nada Yogi sollte leicht verdaulich sein. Jegliche Art von Nahrung, die eine schnelle Energiezufuhr zum Gehirn bringt, ist ungeeignet. Essen und Trinken, das Überspanntheit oder hohen Blutdruck verursacht, sollte vermieden werden. Man sollte für eine normale Ernährung sorgen, die der Körper benötigt, um seine gewöhnlichen Funktionen aufrecht zu erhalten.

Vorbereitende Übungen für Nada Yoga Sadhana

Der Nada Yogi muss lernen, bestimmte Mudra (Haltungen) und Bandha (Verschlüsse) sowie einige wenige Pranayama (Atemübungen) anzuwenden.

Hier folgt eine kurze Beschreibung von Mula Bandha, das den meisten, die Hatha Yoga praktizieren, bekannt ist. Ein Mudra, das nützlich ist, um den Nada-Klang zu wecken, ist Vajroli Mudra. Dies ist auch vielen Hatha Yoga Aspiranten bekannt. Aber hier wird es vielleicht auf eine etwas andere Weise beschrieben.

In vielen Büchern über Hatha Yoga sehen wir, dass man sich bei Mula Bandha auf den Anus, den Schließmuskel konzentrieren soll. Das ist an und für sich korrekt. Aber in Übereinstimmung mit Tantra und mehr fortgeschrittenem Yoga ist Mula Bandha hingegen ein Zusammenziehen des Damms. Dies muss ganz klar verstanden werden. Das Zusammenziehen der Enddarmöffnung ist Mula Bandha, wie es von den Anfängern beim Hatha Yoga aufgefasst wird. Aber im Tantra Yoga und in der akademischen Wissenschaft des Yoga ist Mula Bandha ein Zusammenziehen des Damms, dem „Sitz" des Kundalini – Muladhara Chakra. Es ist der Bereich zwischen Enddarm und Geschlechtsorganen, der zusammengezogen werden soll.

Mula Bandha bedeutet im Nada Yoga also das Zusammenziehen des Damms und nicht des Anus.

Vajroli Mudra fällt auch unter Hatha Yoga. Es gibt verschiedene Formen von Vajroli, die wir hier nicht im Einzelnen beschreiben wollen. Das Zusammenziehen der Geschlechtsorgane und der Muskeln der Urinwege heißt Vajroli Mudra. Es beeinflusst zwei wichtige Nervenströme auf solche Weise, dass Energie freigesetzt wird und in Wärme umgewandelt wird (eine umfassendere Beschreibung s.a. in meinem Buch).

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Muladhara Chakra ist der eigentliche Ausgangspunkt für Nada. Wenn dieses Zentrum „aufgewärmt‟ ist, wird der Klang vom Aspiranten erlebt. Der Klang hat jedoch verschiedene Frequenzen in den jeweiligen Chakras, die in der Wirbelsäule und im Kopf liegen. Dies wird durch die verschiedenen Bija Mantra ausgedrückt. Dies sind Kern-Silben, die für die Klänge stehen: Lam, Vam, Ram, Yam, Ham und Om.

Symbole für diesen Chakras sind Lotus-blüten: vierblättrige, sechsblättrige, zehnblättrige, zwölfblättrige, sechzehn-blättrige, zweiblättrige und tausend-blättrige Lotusblüten. Diese Lotusblüten repräsentieren mit anderen Worten zentrale Stellen für das Bewusstsein und die psychische Energie in der Wirbelsäule und im Körper. Die Blätter symbolisieren die Anzahl der untergeordneten Energie-ströme und Frequenzbereiche in jedem Chakra. Sie werden auch mit untergeordneten Mantra (Klangsilben) angegeben, die auf den einzelnen Blättern geschrieben sind.

Dass diese Zentren je ein übergeordnetes Mantra enthalten, zeigt, dass sie die Stellen für die ursprünglichen Klänge sind.

Atemübungen können die Nada deutlich machen oder hervorrufen. Für Yogaaspiranten und Musiker ist  Bhramari – Die Hummel wie schon erwähnt sehr wesentlich.

Wenn Mula Bandha, Vajroli Mudra und Yoni Mudra (siehe Übung 3 unten) gelernt sind, werden sie ausgeführt, während man den Atem hält und die Aufmerksamkeit auf Bindu richtet, das psychische Zentrum oben auf dem Hinterkopf. Hier beginnt die eigentliche Nada Yoga Konzentration.

Die Stellungen im Nada Yoga

1. Die Nada Yoga Stellung ist die am besten anwendbare Stellung für den Anfänger. Nimm ein einiger-maßen großes und hartes Kissen, lege es auf den Boden, und sitze rittlings darauf, so daß der Damm gepreßt wird. Sitze so, daß die Füße den Boden mit der ganzen Fußsohle berühren und die Knie nach oben zeigen, so daß sich die Ellbogen darauf stützen können, und der Rücken gerade ist.

Stecke dann die Daumen in die Ohren und stütze gleichzeitig den Kopf mit den Händen.

2. Sitze in Siddhasana (die perfekte Stellung) mit einem Schemel vor Dir, um die Ellbogen darauf zu stützen. Siddhasana kann hier von demjenigen benutzt werden, der für längere Zeit problemlos in dieser Stellung sitzen kann.

Siddhasana wird ausgeführt, indem man eine Ferse in den Schritt legt, so daß sie gegen den Damm preßt (bei Männern) oder gegen die Scheidenöffnung (bei Frauen). Der Rest des Fußes liegt längs dem Schenkel. Anschließend wird der andere Fuß über den ersten gelegt, so daß die Ferse den untersten Teil des Unterleibes und das Schambein über den Geschlechtsorganen berührt. Die beiden Fersen werden direkt übereinander plaziert, ohne daß sie einander berühren müssen. Dann werden die Zehen des obersten Fußes zwischen Oberschenkel und Wadenmuskel geschoben. Auf diese Weise wird die Stellung geschlossen. Einige wenige Menschen sind auch in der Lage, von unten die Zehen des unteren Fußes zwischen Wade und Schenkel hochzuziehen.

3. Für etwas Fortgeschrittenere wird Yoni Mudra (das Erleben des Mutterschoßes) empfohlen. Sitze in Siddhasana. Atme ein und schließe die Ohren mit den Daumen. Lege die Zeigefinger über die Augenlider, so daß sie geschlossen werden, ohne zu hart zu pressen. Schließe die Nasenlöcher mit den Mittelfingern, von jeder Seite, und schließe den Mund mit den Ringfingern und den kleinen Fingern, indem Du sie auf jeweils Unter- und Oberlippe legst. Danach nimm Aswini Mudra und Vajroli Mudra ein und halte den Atem.

Variation: Mache das Oben-stehende, aber ohne den Mund und die Nase zu verschließen. Bleibe dagegen länger sitzen und atme normal.

4. Für den weiter fortgeschrittenen Nada Yoga Aspiranten, der erlebt hat, den Klängen mit geschlossenen Ohren zu folgen: Sitze in Siddhasana mit den Händen auf den Knien ruhend. Halte den Zeigefinger in Kontakt mit der Wurzel oder der Spitze des Daumens und die anderen drei Finger gestreckt und zusammen. Dies wird Chinmudra genannt. Zu diesem Zeitpunkt kann man damit aufhören, die Ohren zu verschließen, vorausgesetzt es ist einigermaßen still um einen herum.

Bade mitten in den Klängen

wie im andauernden Klang eines Wasserfalls.

Oder höre,

indem Du die Finger in die Ohren steckst,

den Ton der Töne.“

(Vigyana Bhairava Tantra)

Wenn man in der Stellung sitzt – Nada Yoga

Verschließe die Ohren leicht mit Deinen Fingern. Horche nach innen auf Bindu.

Bindu ist der Plexus des Craniums. Er liegt oberhalb der Epiphyse und der Pineal-drüse, oberhalb von Ajna Chakra und schräg nach hinten und oberhalb der Hypophyse, hinter Sahasrara Chakra.

Bindu liegt in dem Bereich des Gehirns, der mit der Sehens Wahrnehmung zu tun hat.

Die Brahmanen in Indien haben hier ein Haarbüschel, unter dem Bindu liegt.

Auf dieses Zentrum sollst Du Dich konzentrieren, nachdem Du die Ohren verschlossen hast. Und hier im Bindu-Zentrum inkarniert sich der Klang oder steigt von der transzendentalen Ebene zur nächsten Ebene herab und Du kannst ihn als astralen Klang erleben.

Jetzt wirst Du sicherlich irgendeinen Klang erleben. Es kann der Klang einer Hummel sein, Glockenläuten oder Vogelgesang. Es kann der Ton eines Musikinstrumentes sein, vielleicht der Klang einer Harfe oder einer Flöte. Es kann auch der Klang sein, der an die Pieptöne vom TV erinnert, bloß viel feiner.

Bleibe eine Weile dabei, auf den Klang zu hören, der zuerst zu Dir kommt.

Lass den ersten Klang den Ausgangspunkt sein. Lass ihn das eine Ende des Fadens sein. Bleibe bei dem ersten Klang so gut oder so innerlich Du kannst. Wenn Du versuchst, dicht an den Klang heranzukommen, dann wirst Du vernehmen, dass aus dem Hintergrund andere Klänge auftauchen. Der Klang, der im Hintergrund auftaucht, wird vielleicht von gleicher Art sein, nur feiner, oder er hat einen ganz anderen Charakter. An diesem Punkt läßt Du den ersten Klang los und gehst weiter zum nächsten und konzentrierst Dich intensiv auf ihn.

Während Deines Erlebens wird der Ton klarer werden. Du kommst psychisch und physisch näher an ihn heran.

Du erlebst es so, als ob Du mit dem Klang eins wirst. Wenn das geschehen ist, entdeckst Du, dass ein dritter Klang im Hintergrund auftritt, auf den Du Dich dann konzentrierst.

Auf diese Weise kannst Du mit einem vierten weitermachen, einem fünften, sechsten Klang, einem siebten, achten, neunten inneren Klang. Verschiedene Klänge können auftauchen. Es kann wie ein Fluss sein, der durch eine Landschaft strömt, ein nahes oder fernes Meeresrauschen, eine Glocke, die klingelt oder läutet. Es kann der Klang einer Flöte sein, der Rhythmus einer Gitarre, das lärmende Vogelgezwitscher beim Sonnenuntergang, Zikaden oder Heuschrecken. Es kann sogar die Vision eines sternklaren Nachthimmels sein, völlig leer an Geräuschen.

Wenn es schwierig ist, einen Klang bei Bindu zu entdecken, dann lass den Geist bei Sahasrara oder Ajna suchen oder beim linken Trommelfell. Oder erlebe einen Raum in Deinem Inneren, mit Ausgangspunkt mitten im Kopf, oder suche im Zentrum zwischen den Augenbrauen, bis Du sicher bist, den Klang zu hören.

Die Methode, um den Klang zu entdecken ist einfach. Anstatt Dir einen Klang vorzustellen, richte Deine Aufmerksamkeit darauf zu hören, und Du wirst bald den ersten Klang entdecken. Einem inneren Nada Klang sollte man folgen, bis er klar und deutlich wird. Sobald er deutlich ist, wird ein anderer Klang (eine anderer Ton) im Hintergrund gehört oder gespürt.

Wenn Du den anderen Klang entdeckst, dann gib den ersten auf, und folge dem neuen. Klang für Klang werden nacheinander auftauchen, wie vom Boden eines Ozeans.

Dieser Prozess wird weiterlaufen, bis das Bewusstsein frei von Eindrücken des Geistes ist.

Zeitpunkt der Ausübung

Nada Yoga kann man zu jedem beliebigen Zeitpunkt ausführen. Für den Anfänger ist es jedoch einfacher, zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens damit zu beginnen.

Mitternacht ist ein Zeitpunkt, der von störenden Einflüssen und anderen Geräuschen frei ist. Auch die Abwesenheit des Lichtes in der Atmosphäre ist hilfreich. Dieser Zeitpunkt hilft, den Geist nach innen zu wenden.

Oder stehe um zwei oder drei Uhr nachts auf, dusche, und setze Dich hin. Du wirst merken, dass es zu diesem Zeitpunkt wesentlich anders ist, Du wirst sicherlich etwas hören. Wenn Du einmal einen Fingerzeig bekommen hast, wenn Du eine Spur vom Klang gefunden hast und mit ihm in Berührung gekommen bist, dann ist es leicht, weiterzukommen.

Natürlich gibt es anfangs störende Ablenkungen. Unser Geist ist von Hemmungen, Gewohnheiten, Neigungen und Trieben beeinflusst. Aber selbst wenn es im Inneren viele Störungen gibt, ist die Ausübung dieses Sadhana, dieser spirituellen Praxis, in der Regel sehr ergiebig.

Das Nada Yoga Sadhana entwickelt sich und erreicht den ungebrochenen Klang, der im Yoga als Anahata Nada bekannt ist – der andauernde Klang. Er hat keinen Anfang und kein Ende. Auf dem Höhepunkt Deiner Praxis, dem höchsten Zustand Deines Sadhanas, wirst Du vielleicht spüren, dass der ganze Körper und der Geist, die ganze Persönlichkeit nichts anderes als schnelle Vibrationen, eine Bewegung von schnellen Klangvibrationen ist, und Du erlebst Dich selbst als Klang. Dieser Nada Yoga ist ein großes Sadhana, eine große spirituelle Methode. In Indien gibt es viele Menschen, die ihn zur Vollkommenheit gebracht haben.

Traditionelle Beschreibungen

Nada in verschiedenen Bewusstseinsschichten

Die Klänge, die gehört werden, sind wirklich. Sie sind Symbole für den Inhalt des Geistes und des Bewusstseins. Der Geist ruht bei diesen Symbolen und geht mit ihrer Hilfe schnell in einen feineren Zustand. Die Klänge sind Erfahrungen aus tieferen Bewusstseinsschichten, sie sind keine Einbildung. Sie können als Schwingungen von verschiedenen Bereichen der Existenz verstanden werden. In den verschiedenen Dimensionen sind verschiedene Klänge zu hören. Zunächst sind es physische Klänge, und wenn das Bewusstsein feiner wird und die physische Ebene transzendiert, kommt es in Berührung mit den feinen Klängen, die durch Bewegung von Prana, der Vitalenergie im physischen Körper, entstehen.

Der gesamte menschliche Bewusstseinsbereich kann in drei oder auch in fünf weitere Bereiche unterteilt werden.

Den bewussten Bereich bilden Annamaya und Pranamaya Kosha, zwei „Körper‟, die jeweils aus der physischen Materie, der Dimension der „Nahrung" bestehen sowie aus Prana, der Dimension der Energie.

Manomaya und Vigyanamaya Kosha bilden den Bereich der Persönlichkeit, sie bestehen hauptsächlich aus mentalem und astralem Material – der Dimension des bewussten Geistes und der Träume.

Der dritte Bereich des Bewusstseins ist Ananda Maya Kosha, ein „Körper‟, eine Dimension voll von Glückseligkeit.

Bei der Ausführung von Nada Yoga treten die Klänge entsprechend der Verbindung hervor, die zwischen dem Geist und den anderen Bereichen des Bewusstseins besteht. Das Bewusstsein kann z.B. beim Körper weilen, und wenn man die Augen schließt, so hört man die Geräusche oder Vibrationen, die vom Herzen kommen, von den Lungen, dem Gehirn, dem Kreislauf und den verschiedenen Stoffwechselprozessen, die im Körper vor sich gehen.

Wenn das Bewusstsein im Prana Maya Kosha, der psychischen Energie, weilt und sie durchdrungen hat, dann wird man den Nada einer Flöte zusammen mit vielen anderen Klängen hören.

Wenn der Geist tief in Ananda Maya Kosha gelangt ist, dann werden die anderen Klänge verschwinden und stattdessen wird das Ergebnis von Nada Yoga zurückbleiben.

Es ist schwer zu sagen, welcher Nada zu welchem bestimmten Bereich gehört. In Indien beschreibt man dies in Form von symbolischen Geschichten.

Das individuelle Bewusstsein, das immer weiter nach oben steigt und die transzendenten Töne entdeckt, wird in der indischen Mythologie durch Rishi Narada symbolisiert. Ohne die historische Existenz von Rishi Narada zu verneinen, muss man jedoch die esoterische Bedeutung des Wortes „Narada" verstehen. Von Narada wird angenommen, er sei ein Rishi, der eine Veena (ein Musikinstrument) in seinen Händen hält. Den traditionellen Schulen des Nada Yoga zufolge ist der innere Klang einer Murli (Flöte) oder einer Veena der Bewußtseinssphäre zugehörig, wo Dwait Bhava oder die Dualität des Bewußtseins aufhört zu existieren.

Nada Yoga in Bhagavata

Nada Yoga wird in dem großen Buch der Inder, dem Bhagavata, illustriert (Bhagavata ist nicht derselbe Name wie Bhagavad Gita). Eine symbolische oder allegorische Geschichte wird in Form von Krishnas Geschichte erzählt.

Bhagavata berichtet:

Bindu-26-Krsna-playing-flute

„Krishna verließ seinen Platz um Mitternacht und ging in den Dschungel. Das Licht des Vollmondes schien im ersten Wintermonat. Er begann auf der Flöte zu spielen. Der Widerhall der Flöte breitete sich in der stillen und ungestörten Atmosphäre aus. Die Musik erhob sich aus dem Dschungel und wurde von den Gopis [Kuhhirtenmädchen] gehört. Und als sie den Klang der Flöte hörten, verließen sie augenblicklich ihre Häuser und ihre Männer und vergaßen alles andere. Sie liefen ohne Zögern zu der Stelle, von wo der Nada der Flöte strömte. Sie begannen, um den Flötenspieler herum zu tanzen. Nach einer Weile entdeckten sie, dass sie, jede für sich, mit Krishna selbst tanzten.“

Die Geschichte wirkt phantastisch, und das, was dahinter steckt, wird eigentlich nur von Yogis verstanden. Die Nada Yogis betrachten Krishna als eine höhere Bewusstseinsstufe, wo der Nada der höheren Stufe im tiefsten Zustand von Nada Sadhana strömt. Wenn die Töne der Flöte entstehen, verlassen die Sinne ihre jeweiligen Objekte der Vergnügung und des Erlebens – sie ziehen sich dorthin zurück, von wo der Klang der Flöte oder der Nada hervorströmt. Dort tanzen die Sinne um Nada herum. Auf dieser Stufe lassen die Sinne ihre Verbindung mit den äußeren Objekten völlig los, und der Yogi wird sagen: „Dharana (die Fähigkeit im Inneren zu sehen und zu erleben) hat stattgefunden und Dhyana (die Meditation) hat zu dämmern begonnen‟.

Krishna

Das Wort Krishna bedeutet auf Sanskrit, „das, was zieht‟ oder „was anzieht‟. Es wird abgeleitet von der Wurzel Karshan. Somit bedeutet Krishna: derjenige, der zieht, derjenige der zurückzieht oder derjenige, der anzieht. Es bedeutet auch Gutsbesitzer. Und das Wort Gopi bedeutet gewöhnlich: Tochter einer Kuhhirtenfamilie. Auf Sanskrit bedeutet Go: Sinne, Kuh, arm, der Demütige und das ganze sichtbare Universum. Symbolisch bedeutet Gopi: Sinne.

Wer sind also die Männer, die mit diesen Sinnen, diesen Gopis, verheiratet sind? Man kann sagen, dass die Männer der Augen die Formen und die Männer der Ohren die Klänge sind.

Wenn die Musik der Flöte zu hören ist, zieht sich der Hörsinn vom äußeren, hörbaren Klang zurück und vermischt sich mit dem inneren Nada.

Dieser Prozess ist Pratyahara.

Nada Yoga und Kabir

Ein berühmter Nada Yogi, Kabir, (auch früher im Text sowie in Kabir – 4 Gedichte zitiert) sagt in einem seiner Gedichte:

Wer ist es, der mitten am Himmel Flöte spielt?

Wo Ganges und Jamuna zusammenfließen, wird die Flöte gespielt

und das Zusammenfließen der drei Flüsse –

Ganges, Jamuna und Saraswati findet in Trikuti statt.

Oh dies ist die Mutterstätte von Ganges und Jamuna.

Der Klang strömt vom Norden her:

Die Kuhhirtenmädchen hören den Klang der Flöte und aahh:

sie werden alle zusammen vom Nada hypnotisiert.“

Der Himmel = das Symbol für Bindu, das Center oben auf dem Hinterkopf, oft symbolisiert bei einem sternenklaren Nachthimmel.

Ganges, Jamuna og Saraswati = die Nadis (Energieströme): Ida, Pingala und Sushumna.

Trikuti = das Center zwischen den Augenbrauen.

Gopi, siehe Oben.

Das letzte Erlebnis im Nada Yoga ist ein Klang, der höher als der Klang der Flöte ist. Die Musik auf der höchsten Bewusstseinsstufe ist keine Flöte, keine Veena, keine Wolke, kein Blitz, kein Klappen oder irgendein anderes Musikinstrument, und sie ist auch kein Klang von Messinginstrumenten, die angeschlagen werden. Sie gleicht weder der östlichen noch der westlichen klassischen Musik. Die Musik der höchsten Bewusstseinsstufe ist „Anahada Nada‟.

Anahada Nada und Anahata Nada

Was ist Unahada Nada? Darüber hat man sich bis zum heutigen Tag nicht einigen können. Manche sagen, es sei der kosmische Klang von OM. Andere sagen, es sei wie Bhramari – ein Klang, so unaufhörlich und ununterbrochen wie der Klang einer Biene. Manche sagen, es sei der Herzschlag, „poch, poch, poch", der Anahada Nada genannt werde.

Manche nennen ihn Anahada, und andere nennen ihn Anahat. Diese zwei Worte drücken zwei verschiedene Bedeutungen aus.

Anahat setzt sich zusammen aus „an‟ + „aahat‟. „An‟ bedeutet „kein‟, „aahat‟ bedeutet „derjenige, der schlägt, hämmert und klopft‟. Deshalb bedeutet Anahat „kein Klopfen oder Schlagen von zwei Gegenständen gegeneinander‟. Wenn ein Klang hervorgebracht wird, so geschieht das durch ein Anschlagen, aber Anahata ist ein Klang, der nicht durch einen Schlag hervorgebracht ist. Er ist spontan und automatisch.

Einige Gelehrte sagen, dass Nada Anahada ist. „Un‟ oder „An‟ bedeutet „kein‟ und „Hada‟ bedeutet „Grenze‟ oder „Verbindung‟. Anahada bedeutet „grenzenlos‟, „ohne Anfang und Ende‟ oder „unbeschreiblich‟. Es ist ein Klang, dem man keine Grenzen setzen kann. Es kann jeder Klang sein.

Nada Yoga und der große Yogi Goraknath

Yogi Goraknath, Schüler des Yogi Matsyendranath, war weiterentwickelt und hatte größere Einsicht als sein eigener Guru. Er beschreibt Nada Yoga auf diese Weise:

Oh Sadhu [Aspirant]: Praktiziere Japa [Wiederholung eines Mantra] auf „So-Ham". Dieses Japa soll nicht mit dem Geist ausgeführt werden. Es soll im Atem erlebt werden, und zwar so, dass du dir, sogar bei deinen täglichen Aktivitäten, der 21.600 Atemzüge deines Tages bewußt bist. Wenn dein Unterbewußtsein oder dein inneres Bewußtsein alle 24 Stunden des Tages hindurch mit deinem Atem vereint ist, 21.600 Rhythmen mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 19 Runden pro Minute erlebt werden (das heißt mindestens 900 Atemzüge pro Stunde), dann manifestiert sich Anahata Nada."

Er sagt weiter:

„Es wird Licht ins Rückenmark kommen. Die Sonnen-Energie [diejenige, die mit der rechten Gehirnhälfte in Verbindung steht] im Surya Nadi, wird geweckt werden. Du wirst von jeder Pore Deines Körpers einen unbeschreiblichen Klang hören, und er wird wie OM oder Soham sein‟.

Nada Yoga in Indien

In Indien existieren verschiedene Nada Yoga Schulen. Man kann diejenigen, die nach Maharshi Mehidas, Radha Swami und Kabir entstanden sind, nennen.

In Indien wird die Einweihung in Nada Yoga persönlich weitergegeben, genauso wie die Einweihungen in den Gebrauch von Mantra und in den großen Kriya Yoga. Aber der Nada Yoga Sadhana verbleibt immer noch unvollständig, sowohl in der Praxis wie in der Theorie. Hatha Yoga, Dhyana Yoga, Raja Yoga und andere Yogazweige sind vollständiger und ausführlicher bis ins kleinste Detail beschrieben.

Aber so ist es nicht mit Nada Yoga, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass er direkt vom Lehrer an den Schüler weitergegeben wird.

„Der Geist existiert so lange, wie es Klang gibt, aber mit dem Aufhören des Klangs gibt es einen Zustand von Sein, der über den Geist erhoben ist.

Der Klang geht auf in Akshara (dem Unvergänglichen), und der klanglose Zustand ist der höchste Sitz.

Die karmischen Neigungen von Geist und Prana werden durch ununterbrochene Konzentration auf Nada zerstört.

Der Geist wird dann im Unbefleckten aufgeschluckt. Darüber besteht kein Zweifel.“ (Nada Bindu Upanishad)